
26. Juni 2025
Die Zunahme der Saatkrähenpopulationen in einigen Regionen Deutschlands führt zunehmend zu Nutzungskonflikten. Einheitliche Handlungsempfehlungen fehlen meist, was den Umgang erschwert. Gefragt sind Lösungen, die Schutz und Akzeptanz verbinden.
Die Saatkrähe war in Deutschland einst ein häufiger Koloniebrüter, wurde jedoch durch intensive Bejagung und verschiedene Vergrämungsmaßnahmen stark in ihrem Bestand dezimiert. Infolgedessen wurde sie deutschlandweit als gefährdet eingestuft und mit in Kraft treten des Bundesnaturschutzgesetzes 1977 unter Schutz gestellt. In den letzten Jahren haben sich die Bestände jedoch wieder erholt, und die Saatkrähe breitet sich beispielsweise in Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Bayern zunehmend aus. Auch in anderen Bundesländern kommt es lokal zu erhöhten Beständen.
Als Kulturfolger siedeln sich Saatkrähen bevorzugt in der Nähe des Menschen an, was zu häufigen Konflikten wegen Lärmbelästigung, Verschmutzung oder landwirtschaftlichen Schäden führt. Immer häufiger wird deswegen nach Maßnahmen der Vergrämung in oftmals städtischen Brutkolonien oder auf landwirtschaftlich genutzten Flächen gesucht. Ein wichtiges Ziel dabei ist es, Lösungen zu finden, die den Schutzstatus der Tiere respektieren, gleichzeitig aber auch die berechtigten Anliegen der Bevölkerung ernst nehmen. Dem häufig geäußerten Wunsch nach Abschuss der Tiere muss mit sachlichen und konstruktiven Alternativen begegnet werden, um nachhaltig wirksame Lösungen für die lokalen Probleme zu finden.
In den meisten Bundesländern gibt es bislang nur kommunale Regelungen zum Umgang und der Vergrämung von Saatkrähen. Einzig in Rheinlandpfalz gibt es einen landesweiten Handlungsleitfaden, der präventive und aktive Maßnahmenempfehlungen enthält. Enthalten sind Empfehlungen zur Reduzierung ganzjähriger, potenzieller Nahrungsquellen, gezielte Brutplatzlenkung, tierschutzkonforme Vergrämung und landwirtschaftliche Arbeitstechniken zur Vorbeugung von Ernteverlusten. In Bayern ist außerdem ein Modellprojekt angelaufen, dass durch das Bayerische Landesamt für Umwelt koordiniert wird.
Teil der Saatkrähenkolonie am Tiergarten Straubing auf Nahrungssuche (Foto: Christian Stierstorfer)